Geschichte
1880 – 1913: Gründerzeit
Die Geschichte der Bahnhofsmission war immer ein Spiegel der Sozialgeschichte. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts führte einsetzende Landflucht zum rasanten Wachstum der Städte. Aus den umliegenden ländlichen Gebieten und aus Ostpreußen kamen junge Mädchen nach Hamburg, um ihren Lebensunterhalt als Fabrikarbeiterinnen in der Metall- und Blechindustrie oder als Dienstmädchen zu verdienen. Bei ihrer Ankunft an den Hamburger Bahnhöfen Klosterthor, Berliner, Lübecker und Hannöverscher Bahnhof fielen sie oft in die Hände unseriöser Arbeitsvermittler.
Diese nutzten die Unwissenheit der Mädchen aus. Unter dem Vorwand eines Stellenangebotes oder eines Eheversprechens wurden sie an Bar- und Bordellbesitzer im In- und Ausland verkauft. Für den Export solcher „Ware“ war der Hafen ein wichtiger Stützpunkt. Seit 1882 halfen deutsche Frauen ratsuchenden Mädchen durch die Vermittlung von Arbeits- und Übernachtungsmöglichkeiten, angeregt durch die aus England stammende internationale Bewegung „Freundinnen junger Mädchen“.
Die Helferinnen gründeten eine deutsche Untergruppe der Bewegung. In Zusammenarbeit mit dem „Verein für Innere Mission / Hamburger Stadtmission“ entstand am 1. Oktober 1895 die Bahnhofsmission in Hamburg, um jungen Frauen beizustehen und dem Mädchenhandel entgegenzuwirken.
1897 bildeten sich jüdische Komitees, um den Kampf gegen die Beteiligung von Juden am Mädchenhandel in Galizien und Russland aufzunehmen. Der „Jüdische Frauenbund“ sorgte sich speziell um die Probleme der Ostjüdinnen. Durch Pogrome hatten sie oftmals ihre Ehemänner und Brüder verloren, waren schutzlos und somit eine leichte Beute für Schlepper. Auf den Hamburger Bahnhöfen und im Hafen versorgten jüdische Wachdienste reisende Frauen mit Informationen, Verpflegung und Geld. Diese Hilfsposten waren durch einen Davidsstern mit der Inschrift „Jüdischer Frauenbund“ zu erkennen. Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen trugen Armbinden mit der Aufschrift: „Hilfe von Frauen für Frauen“. Seit 1908 besaß der Jüdische Frauenbund auch ein Wohnheim, das Sidonie Werner leitete.
Der jüdische Frauenbund und der katholische Raphaelsverein schlossen sich um die Jahrhundertwende der Hamburger Bahnhofsmission an. Von 1906 an wirkten alle Konfessionen gemeinsam im neu erbauten Hamburger Hauptbahnhof. Als Durchgangsstation für die Auswanderung nach Amerika, die durch die Arbeitslosigkeit in Deutschland bedingt war, spielte er eine wichtige Rolle. Die Kooperation der Konfessionen zeigte sich seit 1908 darin, dass Plakate nebeneinander aufgehängt und Konferenzen gemeinsam besucht wurden. 1911 entstand ein gemeinsames Plakat mit Kontakt- und Heimadressen. Jedes Mädchen in Abteilen dritter und vierter Klasse sollte darauf hingewiesen werden, dass es bei der Bahnhofsmission Hilfe finden konnte. Die gleichen Plakate hingen auch auf den Decks der Auswandererschiffe nach Amerika.
1912 gab es bereits ein Netz von neunzig Bahnhofsmissionen in deutschen Städten. Die erste für die Bahnhofsarbeit in Hamburg zuständige Stadtmissionarin war Fräulein Seffers. Sie prägte die Vereinsarbeit: Ankommende Reisende wurden betreut, Nachrichten übermittelt, Unterbringungen und Arbeitsstellen organisiert. In den Vereinshäusern hielten Gottesdienste, Kulturprogramme und Sportunterricht die Mädchen von der Straße fern.
1914 – 1918: 1. Weltkrieg
Der Erste Weltkrieg brachte den internationalen Mädchenhandel zum Erliegen. Es gab keine Möglichkeit, aus Osteuropa zu emigrieren, und Deutschland fiel als Transitland aus. Neuer Schwerpunkt der Missionsarbeit bildete die Betreuung von Arbeitslosen, die zur Aushebung von Schützengräben an die Front mussten, und von Frauen, die als Munitionsarbeiterinnen in andere Städte verpflichtet wurden.
1919 – 1933: Weimarer Republik
Auf Anregung verschiedener Organe der staatlichen Wohlfahrtspflege wurde der Bahnhofsdienst 1924 zu einer Arbeitsgemeinschaft erweitert. In ihr wirkten Fürsorger und Fürsorgerinnen des Vereins für Innere Mission, der Caritas, des Jugendamtes, des Pflegeamtes und des Wohlfahrtsamtes zusammen. Der Verein für Innere Mission leitete die Arbeitsgemeinschaft.
Mit der Weltwirtschaftskrise schwoll das Heer der Arbeitslosen 1928 wieder an. Zu Beginn der dreißiger Jahre gab es durch die Erwerbslosigkeit erneut eine Wanderung von Arbeitssuchenden. Die Bahnhofsmission baute die Betreuung dieser Arbeitslosen deshalb zu einem weiteren Schwerpunkt aus.
1933 – 1945: Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg
In den dreißiger Jahren beeinträchtigte die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV) die Arbeit der konfessionellen Wohlfahrtsverbände „Innere Mission“ und „Caritas“, bis sie schließlich 1939 ganz verdrängt wurden. Während nach christlicher Anschauung jeder Mensch das gleiche Recht auf Hilfe hat, vertrat die NSV die nationalsozialistischen Rassen- und Volksgemeinschaftsideologie, nach der nur der „völkisch wertvolle Mensch“ als hilfswürdig galt.
Die Bahnhofsmissionen konnten trotz dieses Gegensatzes ihre Hilfstätigkeiten bis 1939 fortsetzen. Denn bis 1937 war die NSV primär mit dem Aufbau der eigenen Organisationen beschäftigt. Ihre Gleichschaltungsversuche gingen am Anfang nicht so weit wie geplant, weil nicht genügend Mitarbeiter bereitstanden. Auch die Deutsche Reichsbahn hatte eine eher bremsende Funktion gegenüber den NS-Vorhaben.
Auf örtlicher Ebene verzögerten viele alte Direktionen Regierungsbeschlüsse, weil sie mit den Bahnhofsmissionen sympathisierten. Deren Hilfe war zudem besonders 1938 wegen des „Anschlusses“ Österreichs und der Besetzung des Sudetenlandes unverzichtbar.
Vor ihrem Verbot wurden die Bahnhofsmissionen schrittweise von ihren Finanzierungsquellen abgeschnitten: Ihre Beteiligungen an den Sammelerlösen des Winterhilfswerkes, 1931 von freien Wohlfahrtsverbänden gegründet und von den Nazis schnell monopolisiert und ausgebaut, fiel von Mal zu Mal geringer aus. 1937 wurde den Bahnhofsmissionen auch die eigenen öffentlichen Sammlungen endgültig untersagt.
In einigen Großstädten wurden NS-Bahnhofsdienste eingerichtet. Als Instrumente in der Kriegsmaschinerie der Nazis betreuten sie später Soldaten, Verwundete, Umsiedler, Verschleppte und Zwangsarbeiter und überwachten die Judendeportationen nach Osten.
Die jüdische Bahnhofshilfe musste bereits 1933 ihre Dienste einstellen. Als Ende 1938 die Nationalsozialisten ihre Rassenpolitik verschärften („Reichskristallnacht“), wurde auch den christlichen Bahnhofsmissionen untersagt, jüdische Hilfesuchende mehr als nur beratend zu betreuen. Die öffentlich Fürsorge für Juden kam zum völligen Erliegen
Am 17. Februar 1939 verbot die Regierung schließlich alle 350 Bahnhofsmission in Deutschland. Die Hamburger schloss als eine der letzten am 1. Juni 1939.
Während des Krieges wurden Teile der ursprünglichen Arbeit in verdeckter, rein kirchlicher Form fortgesetzt. Auf evangelischer Seite geschah dies durch den „Kirchlichen Dienst für die wandernde Gemeinde“. Die katholische Bahnhofsmissionsarbeit wurde immer schon vom Mädchenschutzverband getragen, der der kirchlichen Caritas angehörte, sich aber nach Kriegsbeginn noch stärker in die Mutterorganisation zurückzog.
1946 – 1961: Nachkriegszeit
Nach Kriegsende wurden die Bahnhofsmissionen sofort neu organisiert. Die Helferinnen spendeten den Massen von Wohnungslosen, Hungernden, Flüchtlingen, Heimkehrern und Verwundeten Trost und gaben materielle Hilfe. Der katholische Mädchenschutzverband tat sich besonders in der Flüchtlings-, Heimkehrer- und Altenhilfe hervor. Zwischen 1945 und 1947 schuf die Caritas 2.769 neue Fürsorgestätten mit 70.000 Plätzen sowie eine hohe Zahl an Gemeinschaftsküchen und Kindertagesstätten.
Die Hamburger Bahnhofsmissionen wurden am 25.8.1945 wiedereröffnet. Dies geschah auf ausdrückliches Bitten der Reichsbahn und in Kooperation zwischen den Engländern und dem späteren Bischof Witte. Ein evangelischer Diakon des Johannesstifts aus Berlin wurde der erste Leiter der Bahnhofsmission Hamburg nach dem Krieg.
Während der dreizehnmonatigen Blockade West-Berlins 1948/49 machten in den Bahnhofsmissionen erholungsbedürftige Berliner Kinder Station, die über die Luftbrücke aus der Stadt geschleust wurden. Zu dieser Zeit kehrte in den Westzonen wieder ein gewisses Maß an Normalität ein, so dass sich die Missionsarbeit wieder stärker Einzelreisenden und besonderen Problemgruppen zuwenden konnte.
Schwieriger waren die Verhältnisse in der sowjetischen Besatzungszone. Zwar gab es dort ein dichteres Netz von Bahnhofsmissionen, die auch personell besser besetzt waren; sie wurden aber 1956 wegen angeblicher Spionagetätigkeiten verboten. Der wahre Grund dürften die vielen westlichen Geschenkpakete gewesen sein, die von der DDR-Regierung als „Liebesgaben der Adenauer-Clique“ bezeichnet wurden.
Bis zur Errichtung der Berliner Mauer 1961 suchten auch „Ostzonen-Flüchtlinge“, illegale Grenzgänger, Abgeschobene, Spätheimkehrer und „Interzonenreisende“ die westlichen Bahnhofsmissionen auf.
1961: Wirtschaftswunder und Wiedervereinigung
Die sechziger Jahre waren eine Zeit großer Umbrüche für die Bahnhofsmissionen. Sie waren ab 1960 erste Anlaufstätte, öffentliche Treffpunkte und Beratungsstellen für die wachsende Zahl von Gastarbeitern und ihre nachziehende Familie.
Ältere Bahnreisende standen besonders ab 1964 im Mittelpunkt der Arbeit, als die DDR allen Rentnern jährlich einen vierwöchigen Aufenthalt in der BRD gestattete.
Einen neuen Einschnitt in der Gästestruktur brachten die achtziger Jahre: Aussiedler aus Osteuropa, Asylsuchende und – mit der Öffnung der DDR-Grenzen – ein Ansturm von Ostdeutschen. Seit der Wiedervereinigung wurden auch wieder Missionen in den neuen Bundesländern eröffnet.
Immer mehr neue Gruppen suchen seitdem die Bahnhofsmissionen auf: Drogenabhängige und Menschen mit psychischen Problemen. Die Zahl der männlichen Hilfesuchenden stieg, ein höherer Anteil von Männern im Mitarbeiterstab erschien angemessen.
Die Bahnhofsmission erweiterte ihre Arbeit um kurzfristige Beratung und Weitervermittlung an verschiedene Einrichtungen, die innerhalb des sozialen Hilfesystems bestehen.
1998: Zusammenschluss der Bahnhofsmissionen
Zum Jahresanfang 1998 schlossen sich die bis dahin getrennt betriebenen Bahnhofsmissionen Hamburg-Altona, Hamburg-Hauptbahnhof und Hamburg-Harburg zur Bahnhofsmission Hamburg zusammen. Die Teams wurden zusammengeführt und die Leitung wird vom geschäftsführenden Träger, der Hamburger Stadtmission gestellt.
Mit der Fusion wurde gewährleistet, dass die Missionen in Altona und Harburg werktags feste Öffnungszeiten haben und es zusätzlich für Anfragen außerhalb dieser Präsenz noch einen flexiblen Dienst gibt, der vom Hauptbahnhof koordiniert an allen Hamburger Fernbahnhöfen Unterstützung für Reisende anbieten kann.
Trotz eines immer härteren Wettbewerbs in dem sich die Bahn mit anderen Anbietern befindet und daraus resultierend die Kundenfreundlichkeit ihres Angebots oberste Priorität hat, gibt es neben der gewöhnlichen Reisehilfe noch einen weiteren Tätigkeitsbereich, der immer gleich geblieben ist: die Betreuung von Wohnungslosen, unter denen sich in den letzten Jahren immer mehr jüngere Menschen finden. Obdachlosigkeit war für die Bahnhofsmission – unabhängig von der allgemeinen Beschäftigungslage – stets ein großes Problem, dem sie sich auch weiterhin widmen wird, da Bahnhöfe auch in Zukunft Orte der Zuflucht und des Abschiednehmens sein werden.
2000 – 2010: Stadtteilentwicklung um alle Fernbahnhöfe herum
Ende der 90´er Jahre kommt es zu einer deutlichen Veränderung in der Bahnhofsmission am Hauptbahnhof. Die Hamburger Regierung entscheidet die Drogenszene vom Bahnhof weg zu dezentralisieren.
Immer mehr Scheidungskinder in Deutschland pendeln auf langen Strecken zwischen ihren Eltern. die Bahnhofsmissionen antworten mit dem Projekt Kids on Tour und vernetzen sich auch überregional.
Im Bahnhof als internationalem Reiseort ist eigentlich nie Stille zu finden. Und diese Notlage ist der Ausgangspunkt für die Einrichung vom ‚Raum der Stille‘ im Tunnel auf der Südstegseite im Jahr 2002.
Das Winternotprogramm der Stadt Hamburg gewinnt zwischen November und April eines jeden Jahres immer mehr an Bedeutung für die Bahnhofsmission. Sie ist der Knotenpunkt für die Menschen, die in die Notübernachtungsstätten und Containerplätzen vermittelt werden.
Der Bahnhof und die Wandelhalle entwickeln sich weiter und laden Gäste nun ein, neben dem herkömmlichen Reisen nun auch die Freizeit dort zu verbringen. Hierdurch halten sich neue Gruppen von Menschen im Bahnhof auf, so dass sich auch Notlagen weiterentwickeln. Genauso schreitet die Stadtentwicklung im Stadtteil St. Georg und der Hafencity voran. Sie sorgen für neue Besucher und Gäste auf dem Bahnhof.
2010 – heute: Die Globalisierung von Armut, Krieg und Flucht
Die EU-Erweiterung nach Osteuropa wirkt sich stark in Hamburg aus. Nachdem mehrere Jahre osteuropäische Wohnungslose in Hamburg stranden und in der Bahnhofsmission um Hilfe bitten, initiiert die Stadtmission Hamburg das Straßensozialarbeitsprojekt plata. Zwei muttersprachliche Mitarbeitende suchen ab 2010 erstmals polnische Wohnungslose in Hamburg auf. Die Folgen der europäischen Wirtschaftskrise sind hautnah am Hauptbahnhof spürbar und so kommen auch aus Italien, Spanien, Portugal Menschen nach Hamburg in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Leider erfüllt sich diese Hoffnung selten und so finden sie den Weg in die Bahnhofsmission.
Am 30.09.2011 verlassen die letzten von insgesamt 202 Zivildienstleistenden die Bahnhofsmission Hamburg und beschließen damit eine 36 jährige Ära. Gleichzeitig beginnt eine neue Ära mit jungen Erwachsenen, die den neu eingerichtete Bundesfreiwilligendient versehen oder aber ein freiwilliges soziales Jahr machen.
Seit Ende 2011 kommen auch kleine Kinder mit ihren Eltern in die Bahnhofsmission, die aus verschiedensten Teilen der EU stammen. Die Prüfung möglicher arbeits- und sozialrechtlicher Ansprüche dauert bei den behörlichen Stellen bis zu einem Monat. Das Hamburger Hilfesystem bringt in dieser Zeit die Familien nur getrennt unter, was für die Familien keine Alternative bedeutet und sie für die Zeit auf der Straße leben. Die Bahnhofsmission versucht insbesondere die Not der kleinen Kinder zu lindern und zusammen mit dem Haus Jona Notüberbrückungen zu schaffen.
Die Entwicklung von globalisierter Armut setzt sich 2012/2013 als Trend in der Bahnhofsmission Hamburg weiter fort. Nach Ost- und Südeuropäischen Hilfesuchenden kommen nun vermehrt afrikanische Flüchtlinge in Hamburg an, die zuvor in Flüchtlingseinrichtungen in Italien verbracht haben.
Mai 2012: Zwei „Kinder der Bahnhofsmission Hamburg“ feiern runden Geburtstag. Das HerzAs, die Tagesaufenthaltsstelle für Wohnungslose feiert ihr 30 jähriges Bestehen. Der Raum der Stille am Hauptbahnhof feiert sein 10 jähriges Jubiläum.
Am 01.11.2013 beginnt die neue EU-Anlaufstelle ihre Arbeit in der Rosenallee. Was vor über 6 Jahren in der Bahnhofsmission begann und mit einer Idee und zwei polnischen Straßensozialarbeitern weiterentwickelt wurde, ist heute zu Deutschlands erster Beratungsstelle dieser Art gerworden, in der ein multisprachliches Team gemeinsam versucht, den Hilfesuchenden Menschen eine Perspektive zu geben.
Ab Herbst 2015 kommen zunehmend Kriegsgeflüchtete aus dem Bürgerkrieg in Syrien am Hamburger Hauptbahnhof an, viele mit dem Ziel Skandinavien. Über mehrere Monate ist der Hauptbahnhof Ort der Notversorgung hunderter Hilfesuchenden. Zeitweise engagieren sich bis zu 500 Bürger*innen Tag und Nacht zusammen mit der Deutschen Bahn, der Hochbahn, der Bundespolizei, den Geschäftsleuten der Wandelhalle, der Al-Nour Moschee, der Ev. und kath. Kirche und der Bahnhofmission Hamburg gemeinsam.
Am 24. Februar 2022 beginnt der Ukraine-Krieg und kurze Zeit später erreichen die ersten Frauen und ihre Kinder als Geflüchtete den Hamburger Hauptbahnhofs. Und wie vor 128 Jahren zu Beginn der Bahnhofsmissionen muss auf die Gefahr von „falschen Helfenden“ hingewiesen werden, die sich mit unseriösen Angeboten auf Unterkunft an die Bahnhöfe kommen. Dank der engen Zusammenarbeit mit den Polizeibehörden wiederholt sich ein solch großes Ausmaß von Leid und Menschenhandel an dieser Stelle nicht. Auch dank großer Hilfsbereitschaft und den gemachten Erfahrungen, aus der Syrienkrise zuvor, ist der Bahnhof diesmal nicht der Versorgungs- und Aufenthaltsort. Notlagen entstehen aber wiederum und es braucht wiederum viele verschiedene Hände der Akteure am Hauptbahnhof und Freiwillige, Ehrenamtliche und den ASB, welche über mehrere Monate einen Helppoint aufrechthalten. Die Bahnhofsmission unterstützt im Hintergrund in bewährter Weise, verbindet, schafft Vertrauen zwischen den vielen verschiedenen Helfenden und leistet u.a. mit einem QR-Code zu hinterlegten Infos einen Betrag zur gelingenden Information der Angekommenden.
Am 28. März 2018 zieht die Bahnhofsmission Hamburg nach 26 Jahren ununterbrochener Tätigkeit aus ihren vertrauten Räumen im westlichen Langbau des Hauptbahnhofs aus. Hintergrund sind die schon lang geplanten Umbau- und Renovierungsmaßnahmen in diesem Bereich des Hauptbahnhofs. Für den voraussichtlichen Zeitraum von ca. zwei Jahren zieht die Bahnhofsmission in ein Containerprovisorium vor den Bahnhof. Für den Neubau muss ein weiterer Umzug in kleinere Container direkt vor dem Hauptbahnhof in Kauf genommen werden.
Ab März 2020 erreicht die Corona-Pandemie auch Hamburg und legt seit dem zeitweise einen Großteil der öffentlichen Lebens lahm. Auch wesentliche Teile des Hilfesystems in Hamburg waren und sind zwischenzeitlich betroffen und viele Sozialen Einrichtungen müssen ihre Hilfeangebote weiter stark einschränken oder vorrübergehend ganz schließen. Der Bahnhofsmission Hamburg gelingt es bis heute mit dem großen Engagement ihrer Mitarbeitenden, alle Dienste aufrechtzuhalten und weiter Tag und Nacht für hilfsbedürfrige Menschen vor Ort zu sein: die Container-Fenster werden umfunktioniert für die Ausgabe von Nothilfen wie Getränken, Lebenmitteln oder Kleidung. Und die so wichtige Beratung von Gästen in Notlagen in dieser schwierigen Zeit bleibt weiter möglich – wenngleich auch durch eine Glasscheibe.
2023 eine neue Ära beginnt mit dem Neubau der Bahnhofsmission
Ab März 2022 beginnt tatsächlich der Bau des neuen Gebäudes für die Bahnhofsmission Hamburg nach fast 13 jähriger Planungszeit und nach mehrfachen Umplanungen. Das Gebäude wird von der Deutschen Bahn AG gebaut, auf bezirklichem/städtischem Grund, die Oberbaudirektion der Stadt Hamburg unterstützt das Vorhaben und bringt mit der besonderen prominenten Lage zudem eigenen städtebaulie Interessen mit ein, die Berücksichtigung finden müssen. Nach nicht mal zwölf Monaten Bauzeit wird das Gebäude im Januar 2023 feierlich übergeben und der Betriebsstart beginnt am 31.März 2023. Mit dem Neubau können wahrgenommene soziale Probleme der letzten Jahre am Hamburger Hauptbahnhof mit exemplarischen Lösungen begegnet werden. So ermöglicht ein Wasserspender den freien Zugang zu Trinkwasser. Ein notpflegerisches Angebot ermöglicht pflegerische Nothilfe durch Pflegekräfte für sehr verehlendete bzw. assistensbedürftige obdachlose Menschen. Die Hilfen der Bahnhofsmission richten sich verstärkt auch „neuen“ Notlagen wie zum Beispiel digitalen sozialen Problemen aus, denn Menschen stranden am Hamburger Hauptbahnhof nicht nur physisch, sondern zunehmend auch digital.
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